Unter dem Titel „Test auf Strümpfen bestanden“ veröffentlichte die Thüringer Allgemeine im Rahmen ihrer Serie über Fussball-Schiedsrichter am 4.9.2010 folgenden Beitrag.
Paul Hegenbarth aus Geschwenda ist einer der jüngsten Fussball-Schiedsrichter des Ilmkreises
Schiedsrichter sind ein unverzichtbarer Bestandteil des Sports. Mit Jubelgesängen werden sie nur selten konfrontiert. Beschimpfungen und Kritik prägen oft ihren Sportalltag. Wahrgenommen werden sie nur dann, wenn strittige Entscheidungen gefällt werden. Pfeift ein Schiedsrichter ohne Fehl und Tadel, steht er selten im Blickpunkt. Thüringer Allgemeine stellt Schiedsrichter vor.
Heute: Paul Hegenbarth (17) aus Geschwenda, Anwärter für die 1. Kreisklasse
Seit wann sind Sie Schiedsrichter und waren Sie aktiver Fußballer?
Ich bin seit der Saison 2008/ 2009 Schiedsrichter und habe bis 2009 im Juniorenbereich Fußball gespielt.
Wie kamen Sie dazu?
Ich wollte schon immer Schiedsrichter werden, Als ich von Tobias Nimbs gefragt wurde, ob ich Lust dazu hätte, habe ich ja gesagt und die Theorieprüfung mit 96 von 100 Punkten bestanden.
Sie sind sehr jung, wie ist da die Akzeptanz der Männer?
Recht gut, das Alter spielt bei der Akzeptanz meiner Person als Schiedsrichter keine Rolle.
Wie war das mit dem verlorenen Sportschuh?
Beim Ausdauertest habe ich einen Schuh verloren, weil der Schnürsenkel gerissen war. Da hab ich den zweiten ausgezogen, bin in Strümpfen weiter gelaufen und habe die Normzeit trotzdem geschafft.
Was ist das Schöne an diesem Job?
Dafür zu Sorgen, dass die Spiele fair ablaufen und man die schwarzen Schafe aussortiert.
Wieviel Prozent der Regelverstöße entdecken Sie als Schiedsrichter?
Ich denke, man kann als Schiedsrichter nicht vollkommen sein, man ist ja auch nur ein Mensch. Aber 90 Prozent erkennt man schon.
Haben Sie angesichts reklamierender Spieler oder Trainer schon einmal eine Entscheidung revidiert?
Nein, natürlich nicht!
Poltern/Meckern alle Trainer gleich?
Es ist von Trainer zu Trainer unterschiedlich. Es gibt viele, mit denen man sich gut unterhalten kann. Gegen eine gesunde Kritik ist ja nichts einzuwenden.Aber es gibt viele unerträgliche Trainer, welche die Atmosphäre unnötig anheizen.
Wie bereiten sie sich auf ein Spiel vor?
Ein Blick ins Regelheft vor dem Spiel schadet nichts und die Tasche wird im Laufe der Woche gepackt. Sonst lasse ich es auf mich zukommen.
Wie viele Spiele pfeifen Sie in der Saison etwa?
Ich habe in der Saison 2009/ 2010 insgesamt 54 Spiele geleitet bzw. an der Seitenlinie mitgeleitet.
Wie machen und halten Sie sich für Ihren Schieri-Job fit?
Ich gehe ab und an Joggen, aber sonst nichts Besonderes.
Sind Sie mit den Spielern per Du, oder siezt man sich auf dem Platz?
Auf dem Platz nur „per Sie“.
Was war Ihr schönstes Erlebnis als Schiedsrichter?
Die erste berechtigte „Rote Karte“, die ich einem Spieler zeigen musste.
Würden Sie an den Fußball-Regeln etwas ändern? Wenn ja, was?
Wenn der Tormann als letzter Mann den Stürmer im Strafraum foult, sollte es nur Elfmeter geben und keine „Rote Karte“. Weil ich der Meinung bin, dass der Torhüter damit genug bestraft wird.
Für wen schlägt in der Bundesliga Ihr Herz?
Für den Schiedsrichter Dr. Felix Brych.
Fragen: Thomas Höpfner