Nach 13 Spielen ungeschlagen – ein Coup scheint möglich

Quellenvermerk: entnommen der Tageszeitung „Freies Wort“ vom 18. November 2016

Geschrieben von Ralf Brückner

Als Zweiter der Fußball-Verbandsliga, punktgleich mit dem Spitzenreiter, eröffnen sich der SpVgg Geratal derzeit Aussichten auf einen großen Coup.

Geschwenda/Geraberg – Der Rekord ist noch ein Stückchen weg. Den hat, erst im Vorjahr, der (jetzige) FC An der Fahner Höhe aufgestellt, der damals erst im 20. Saisonspiel bezwungen wurde. Aber mit 13 Auftritten ohne Niederlage hat sich die SpVgg Geratal zumindest für diese Saison ein Alleinstellungsmerkmal in der Fußball-Verbandsliga erkämpft. Und was noch wichtiger ist: Als Tabellenzweiter, punktgleich mit Spitzenreiter Nordhausen II, eröffnet sich dem Fusionsverein der beiden Fußball-Standorte Geschwenda und Geraberg die reale Chance, erstmals wieder nach 24 Jahren den Landesmeistertitel im Fußball nach Südthüringen zu holen. Zuletzt war das dem 1. Suhler SV 06 1992/93 gelungen.

Freilich wollen Vereinsführung und Trainer davon jetzt erst mal gar nichts hören: „Wir werden erst im Winter mit der Mannschaft über neue Saisonziele beraten – sollte bis dahin unsere Situation immer noch so gut sein wie jetzt“, antworteten unisono sowohl der Sportliche Leiter Klaus-Dieter Arnold als auch Coach Tobias Huck auf solche Fragen.

Aber die Chance auf einen großen Coup scheint diesmal so gut wie nie: Anders als in den drei Jahren zuvor, da die Gerataler nach ihrem Aufstieg von 2013 bereits in der Spitzengruppe mitmischten (Plätze 5, 4 und 3), gibt es diesmal keine Übermannschaft ganz vorn. Zumindest keine, die von der SpVgg nicht schon mal geschlagen worden wäre …

Außerdem – und das wissen sie im Geratal natürlich auch – hat die Mannschaft inzwischen eine Qualität und Geschlossenheit erreicht, die geradezu danach ruft, dies jetzt mit einem Top-Erfolg zu krönen. (Ein dadurch möglicher Aufstieg freilich gilt im Geratal als absolut tabu.)

Vieles passt gut

In den letzten Jahren haben dort viele Puzzleteilchen bemerkenswert gut zueinander gepasst.

Das begann schon bei der Trainerfrage. Als Aufstiegscoach Walter Jänicke (Zella-Mehlis) nach dem ersten Verbandsliga-Jahr 2013/14 sein Amt übergab war die vereinsinterne Lösung mit Tobias Huck, der damals sofort vom Spieler- in den Trainermodus wechselte, zwar nicht die ursprünglich favorisierte – aber die beste, wie sich zeigen sollte. Der einstige Spielgestalter erweiterte das Repertoire seines Teams schrittweise vom messerscharfen Umkehrfußball zu spielerischer Dominanz in verschiedenen Varianten.

Der Spielerkader gibt solches auch her. Seit Jahren können die Gerataler auf eine Mischung von andernorts höherklassig erfahrenen Spielern einerseits und mit spielstarken Eigengewächsen andererseits bauen. Für letztere stehen Akteure wie der strategisch wie balltechnisch überragende, zuletzt leider etwas verletzungsanfällige Kapitän Hannes Wollenschläger oder auch Fabian Heyer, der als junger Konterstürmer begann und jetzt als ballsichere „Relaisstation“ im offensiven Mittelfeld kaum aus dem Gefüge wegzudenken ist.

Auffällig ist zum anderen, dass den Geratalern nun schon seit Jahren bei ihren Neuzugängen permanent Volltreffer gelangen. Das begann mit den drei Zella-Mehlisern Rick Brandl, Robin Keiner und Felix Behr (von denen nur Brandl bis dahin höherklassige Meriten hatte), setzte sich fort über Torjäger David Thorwarth aus Struth-Helmershof und endete bei den oberligaerfahrenen Toni Braunschweig – er wurde quasi aus dem vorübergehenden Ruhestand reaktiviert – sowie Jan Schmidt, der im Sommer aus Martinroda kam. Torwart Maximilian Kott und Dan Dobrocki, ein „Mr. Zuverlässig“ für jede Abwehrvariante, waren einst aus Ilmenau dazu gestoßen.

Holprige Vorbereitung

Das Umfeld wird wiederum seit einiger Zeit geprägt vom auffallend stringent agierenden Vorstandsvorsitzenden Chalid Ben Achour (Vater von Mittelfeldspieler Yasin Ben Achour), zu dessen Führungsmannschaft auch Hauptsponsor Uwe Herrmann mit seinem im Geschwendaer Gewerbegebiet ansässigen Unternehmen gehört.

Dabei war Geratals Vorbereitung eher holprig: Nicht jeder Spieler kann heute seine Sommerplanung komplett nach dem Fußball auszurichten. Es gab zunächst Punktverluste gegen Leinefelde (1:1) sowie in Rositz (2:2) und Gotha (1:1). Aber ab dem 3:0 beim Derby in Martinroda hatte die Mannschaft ihr Level erreicht und auch stets das Quäntchen Glück: Beim 2:2 gegen Eisenach gelang der Ausgleich in der Nachspielzeit, beim 3:2 über Meuselwitz II war nach zwei Abwehrfehlern eigentlich die erste Saisonniederlage fällig, aber das Spiel wurde dank zweier (berechtigter) Foulstrafstöße noch gedreht.

Wie heißt es doch im Fußball so schön: Wer solche Spiele trotzdem gewinnt, der wird am Ende auch M … STOPP! (Nicht weiterreden – erst die Winterpause abwarten!)