Dem stillen Beobachter in der Carl-Zeiss-Jacke hat es vermutlich nicht die Angstschweißperlen auf die Stirn getrieben, denn daß, was es zu sehen gab, war auch nicht mit dem stürmischen Wind zu erklären. Trotz des Sieges blieb die Spielvereinigung unter ihren Möglichkeiten. Zu viele Ballverluste, verlorene „zweite Bälle“, ungenaue Zuspiele, Fehler bei der Ballannahme und unnötige Verkomplizierungen prägten das Spiel der Gäste. Das Umschalten von Abwehr auf Angriff ging viel zu langsam. Anstatt sofort nach vorn zu spielen wurde quer und nach hinten gepasst ehe die richtige Richtung eingeschlagen wurde.
Beide Mannschaften verengten das Spielfeld, indem ihre Verteidigungsreihen weit aufrückten und so ein ca. 20 Meter tiefer massiver Personalauflauf rund um den Anstoßpunkt zu sehen war. Daher resultierten auch viele Zweikämpfe, die den Spielfluß immer wieder unterbrachen. Einen Lichtblick bot ein sehr schöner Pass in den Lauf von Linke, der jedoch an Torwart Bohm scheiterte (11.). Dann drang Zwinkmann in den Strafraum ein, übersah aber den mitgelaufenen, freien Linke und verzog (13.). Die Hausherren, im 1. Umlauf gegen den Wind, versuchten sich mit einem Kopfball durch Lehmann, bei dem Kott keine Mühe hatte. Ansonsten kamen ihre Offensivkräfte kaum zum Abschluß. Einen von Hatzky geschlagenen Eckball verpasste Torwart Bohm, aber auch der hinter ihm einlaufende Zwinkmann (37.). Bezeichnend für Zachert, der trotz seiner beiden Tore oft zu kompliziert spielte, war sein Sturmlauf, als er seinen Gegenspieler hinter sich ließ, dann aber aus spitzestem Winkel einen Abschluß versuchte, anstatt einen besser postierten Mitspieler zu suchen (39.).
Nach der Pause wurden die Hausherren aktiver. Trotzdem fiel das erste Tor für Geratal nachdem sich der eingewechselte Glatz, der viel Betrieb machte, an der Torlinie gegen zwei Gegenspieler durchsetzte und den Ball noch vor das Tor flankte, wo Zachert einschieben konnte (0:1, 56.). Die Gäste ließen sich beim Gegentor überrumpeln. Einen Freistoß aus 20 Metern schoß Scholz flach in den Winkel. Torwart Kott war in der anderen Ecke noch mit seiner Mauer beschäftigt, als der Ball schon einschlug. Der Schiedsrichter verzichtete auf einen Anpfiff (1:1, 60.). Eine Drangphase mit mehreren Eckbällen hintereinander überstanden die Gäste und auch Fiedler verpasste aussichtsreich eine Hereingabe vor dem Tor (75.). Das Führungstor war ein Gastgeschenk. Zachert spritzte in ein gegnerisches Querzuspiel vor dem Strafraum und spielte dann den Torwart aus (1:2, 86.).
Die Gästetrainer waren mit dem Auftreten ihrer Mannschaft an diesem Tag unzufrieden. Vielleicht wollte diese dem Beobachter nicht ihr wahres Leistungsvermögen offenbaren?
FSV Wacker 03 Gotha: Bohm (46. Büttner), Jahns (46. Fiedler), Schönwaldt (46. Serick), Bonsack (46. Witzel), Leischner (60. Wiesner), Scholz, Zickler (60. Neumann), Heß (60. Weida), Lehmann, Heun, Kuhn,
SpVgg Geratal: Kott, Barchewitz (53. Heydt), Linse, Hatzky, Linke, Kellner, Möller (53. Glatz), Zachert, Bischof, Weidlich (60. Wittke), Zwinkmann (60. Nanez)
Schiedsrichter: Honnef
Zuschauer: 30