Mit Kampf und Steilpässen
Ein hochwichtiger Auswärtssieg im Kampf um den Klassenerhalt in der Fußball-Thüringenliga gelingt der SpVgg Geratal mit einem 2:1 (1:0) beim SV 1879 Ehrenhain.
Alle noch vorhandenen Kräfte bot die SpVgg auf, um diesen so wertvollen Auswärtssieg beim direkten Konkurrenten ins Ziel zu bringen. Ersatzkeeper Kott wurde als offensiver Feldspieler eingewechselt, und in der Schlussminute wechselte sich sogar Trainer Hannes Wollenschläger noch selbst ein – ausgerechnet auf jenem Ehrenhainer „Katastrophenplatz“, auf dem er einst die so schwere Knieverletzung erlitt, die sein vorzeitiges Karriereende erzwungen hatte.
Aber es lohnte sich: Dank des Einsatzes aller Akteure und dank dreier grandioser Rettungstaten – eine von Bastian Bischof, der auf der Linie stehend einen Ball wegköpfte, und zwei Blitz-Paraden von Torwart Nils Bradsch,eine davon mit der Reaktion eines Handball-Keepers – nahmen die Gerataler drei Punkte mit auf die lange Heimreise aus Ostthüringen. Trainer Robin Keiner war zwar ehrlich genug, um einzuschätzen: „Ein Unentschieden wäre auch gerecht gewesen. Wir haben in der letzten halben Stunde defensiv doch ziemlich geschwommen.“ Aber nach so vielen verlorenen Punkten in Schlussphasen brauchte die SpVgg gerade in dieser Saison auch mal einen solchen „dreckigen“ Sieg.
Und verdient hatten ihn sich die Gäste mit einer taktisch klugen Leistung in den ersten 60 Minuten: „Wir kennen die schlechten Platzverhältnisse dort und wissen, dass man da eigentlich nur mit Steilpässen operieren kann“, so der Coach. Mit frühem Stören sorgten Geratals Offensivkräfte aber dafür, dass diese Steilpässe von den Ehrenhainern von weit hinten geschlagen wurden und daher vorerst gut verteidigt werden konnten. „Wir haben das von den Zweikämpfen her recht gut gemacht, vor allem die Außenverteidiger Max Barchewitz und Martin Kellner, die viele hohe Bälle abzuwehren hatten“, so Keiner. Bei eigenen Angriffen fehlte zunächst der richtige letzte Pass – bis der steil angespielte Thurau auf Hatzky zurücklegte, der den Ball gut verarbeitete und aus 25 m abzog – das Leder schlug vom Innenpfosten zum 0:1 im Netz ein (36.). Kurz nach dem Wechsel zahlte sich das hohe Anlaufen direkt aus: Thurau gelang ein Ballgewinn, er steuerte aufs Tor zu und legte dann geschickt auf den mitgelaufenen Heyer ab: 0:2 (54.).
So langsam gingen nun aber den Gästen und ihrer Spielweise die Kräfte aus. Sie hatten ohnehin mehrere Ausfälle zu beklagen: Glatz fehlte ausbildungsbedingt, Zachert war nach einer Muskelverletzung vom Sonneberg-Spiel noch nicht fit und auch Linke konnte wegen einer Trainingsverletzung letztlich doch nicht spielen. Nach einer guten halben Stunde schied dann auch noch Möller nach einer Grätsche mit einer muskulären Verletzung aus, und so fand sich Wittke plötzlich in der Rolle des Linksaußens wieder. Und dann gelang den Gastgebern auch noch mit ihrem ersten vernünftigen Angriff – bis dahin hatte u. a. ihr Torjäger Lehmann überhaupt keine gute Szene gehabt – der Anschluss (60.): Hiller nahm den Ball nach einer gelungenen Linksflanke volley und drosch ihn ins Netz. Ein sehenswertes Tor!
Geratals Offensivkräfte waren immer seltener in der Lage, den Ehrenhainer Spielaufbau zu stören, und so flogen nun der Gästeabwehr die Steilpässe fast im Minutentakt um die Ohren. Aber letztlich stemmten sich die Gerataler erfolgreich gegen das 2:2 und stellten in der Tabelle nun erst mal den Anschluss zu den Nichtabstiegsplätzen her. Sie sind jetzt seit fünf Punkt- und sieben Pflichtspielen ohne Niederlage, aber wegen zweier Nachholspiele leider immer noch Drittletzter.
Das kann sich aber am Dienstagabend ab 18.30 Uhr ändern, wenn dann auf dem Kunstrasen von Geraberg das Nachholspiel gegen Schott Jena ausgetragen wird. Die Jenaer konnten am Wochenende schon wieder nicht spielen, weil ihr Gastgeber Weida zu viele Corona-Ausfälle hatte. Die SpVgg wiederum rechnet für Dienstagabend dann wieder mit Behr im Kader und vielleicht auch sogar schon mit Sennewald, der wieder ins Training eingestiegen ist. rd
Quelle: Freies Wort vom 21.3.2022
SV 1879 Ehrenhain: Sittel, Seyfert, Knutas, Himstedt, Trinks (46. Vollak), Rentzsch,
Syhre, Bernhardt, Hiller, Lehmann, Ollert (69. Hifmann)
SpVgg Geratal: Bradsch, Barchewitz, Linse, Thurau, Hatzky, Heyer (90. Wollenschläger), Kellner, Möller (33. Wittke), Bischof, Weidlich, Zwinkmann (68. Kott)
Tore: 0:1 Hatzky (36.), 0:2 Heyer (54.), 1:2 Hiller (60.)
Schiedsrichter: Drobe
Zuschauer: 93